Endhaltestellen-Begehung-2022

Ein fachkundiges Team der Eppelheimer Liste machte sich auf den Weg, die Barrierefreiheit der Endhaltestelle unter die Lupe zu nehmen. Mit dabei Maren Wernz, stark sehbehindert und daher 100% schwerbehindert. Uli Laue, Andreas Grosch, Jürgen Sauer und Bernd Binsch komplettieren das Team.

Gitterzaun um Bodenpflaster anstelle Grünfläche

Erreicht man die Endhaltestelle aus Richtung der Hauptstraße, so versperren uns zunächst wild abgestellte Fahrräder den Weg zum Haltestellenbereich. Die Fahrradständer sind komplett am anderen, also am westlichen Ende der Haltestelle untergebracht und sind nur teilweise belegt. Der Weg dorthin ist wohl vielen zu lang, oder es wird schlichtweg nicht wahrgenommen, dass es Fahrradabstellplätze gibt. Anstelle des Gitterzauns, der zum Anlehnen von Fahrrädern geradezu einlädt, war lt. Antrag und Planfeststellung eine zusätzliche Grünfläche gefordert und genehmigt.

Standards für Barrierefreiheit an Haltestellen

Am Boden der Straßenbahn- und Bushaltestellen und vor den Fahrbahnquerungen sind taktile Leitsysteme angebracht. Betonplatten mit einer speziellen Oberfläche aus Rillen oder Noppen ermöglichen einem sehbehinderten Menschen mit seinem Langstock („Blindenstock“), die Richtungen zu ertasten (Rillen) und Orte besonderer Aufmerksamkeit (Noppen) zu finden.

Abgestellte Fahrräder und Stolperfallen auf dem Weg zu den Haltestellen

Am Eingang zur Endhaltestelle ist der Weg durch die wild abgestellten Fahrräder unterbrochen, und Maren kommt ohne Hilfe nicht mehr weiter (sh. rechtes Bild). Rollstuhlfahrer und Rollatoren müssten auf die Busspur ausweichen. Es geht weiter Richtung Bushaltestelle, und am Boden werden im Bereich von Schachtabdeckungen Kanten und Unebenheiten wahrgenommen, die irritieren und im schlimmsten Fall zum Sturz führen (sh. kleines Bild).

Gemalte anstelle echter Bepflanzung

Wir entdecken eine der versprochenen Grünflächen der Endhaltestelle. Ein unbepflanztes Beet am Rande einer Fläche, etwa vier Quadratmeter groß, die offensichtlich für keine Funktionsfläche der Haltestelle nutzbar war. Aus den im Gemeinderat immer wieder versprochenen Grünflächen an der Endhaltestelle ist nun also eine Ecke geworden, die mehr an ein Hundeklo erinnert. Aber immerhin soll die Fassade des angrenzenden Gebäudes nun mit Bepflanzung bemalt werden, was zumindest optisch einen Ausgleich zu den ehemals an der alten Endhaltestelle vorhandenen Grünflächen bieten soll.

Taktiles Leitsystem völlig ungenügend für Text-to-Speech-Anzeigetafeln

Wir gehen weiter, und Maren kommt nun gut alleine zum Bahnsteig der Straßenbahnlinie 22. Wir erkennen die neuen digitalen Anzeigetafeln, die die Abfahrten der nächsten Bahn bzw. Bus ankündigt. Oder wie Kritiker es formulieren: Eine Anzeigetafel um Verspätungen mitzuteilen. Doch die kann Maren nicht erkennen. Sie sucht mittels Langstock vergebens den Text-to-Speech-Taster, der ihr die Abfahrt der nächsten Bahn ansagen soll.

Tatsächlich befinden sich gelbe Taster an Stahlmasten, die eine Sprachansage auslösen, wenn man darauf drückt. Das taktile Leitsystem jedoch verläuft daran vorbei. Es wurden an Bus- und Straßenbahnhaltestellen im Bodenbelag offenkundig die Noppenkacheln vergessen (sh. linkes Bild), die Sehbehinderte auf den Text-to-Speech-Drücker hinweisen müssten.