Neben der Aktion 22 waren die Straßenbahn-Haltestellen im Allgemeinen und der in Planung befindliche barrierefreie Umbau einer um zehn Meter verlängerten Endhaltestelle (Straßenbahn-Linie 22 und Buslinie 713) Thema unserer Oktober-Gesprächsrunde. Im Sommer des Jahres setzte die RNV lautlos und, als wenn nichts wäre, erstmals 30 Meter lange Variobahnen in Eppelheim ein. Also gut zwei Jahre nachdem dem Eppelheimer Gemeinderat weis gemacht worden ist, die Endhaltestelle müsse für Variobahnen zwingend verlängert werden. Die RNV ließ daraufhin verlautbaren, der Einsatz der 30-Meter-Variobahnen sei durch „eine Ausleihung der Linie 5 während der Sommerferien“ begründet. Auf der Linie 5 fahren in der Regel 60-Meter-Züge, die durch den Verbund zweier 30-Meter-Bahnen (2× „RNV-6“) erreicht werden. Wir wissen nicht, wie lange bei der RNV die Sommerferien dauern. Wir haben Herbst, der Winter kehrt bald ein, und die 30-Meter-Variobahnen fahren weiterhin durch Eppelheim.
Neue Škoda-Bahnen „Rhein-Neckar-Tram“ stellen die künftige Verteilung des Einsatzes dreier Bahnlängen ab 2020 auf den Kopf.
Nach einer Pressemitteilung des tschechischen Herstellers Škoda und gleichlautend im aktuellen Geschäftsbericht der RNV wurden dort
- 31 Dreißig-Meter-Bahnen,
- 37 Vierzig-Meter-Bahnen und
- 12 Sechzig-Meter-Bahnen
bestellt. Laut RNV-Geschäftsbericht (Seite 30) ist beabsichtigt, die 2× 30-Meter-Tandem-Bahnen der Linie 5 durch 60-Meter-Škoda-Bahnen zu ersetzen. Es werden also (2×12) 24 Dreißig-Meter-Variobahnen des Typs „RNV-6“ frei, und es kommen 31 neue Dreißig-Meter-Škoda-Bahnen ins Netz der RNV. Das ergibt ab 2020 insgesamt 55 zusätzliche Dreißig-Meter-Bahnen! Die alten und neuen Vierzig-Meter-Bahnen werden schon seit Sommer des Jahres in Bezirksbeiratssitzungen unter den Heidelberger Stadtteil-Linien verteilt und verbindlich zugesichert.
Wo sollen die Vierzig-Meter-Bahnen denn noch herkommen? Wo fahren die vielen zusätzlichen Dreißig-Meter-Bahnen, die angeblich eigentlich keiner mehr will? Weder Eppelheim noch der Stadtteil Pfaffengrund (Linie 22) werden hier berücksichtigt. Eppelheim wird noch nicht einmal gefragt; lediglich die Endhaltestelle soll nach dem Wunsch der RNV verlängert werden.
Barrierefreier Umbau der Endhaltestelle bei gleichbleibender Länge genügt.
Für den künftigen Fuhrpark der RNV genügt ein barrierefreier Umbau völlig, um die Attraktivität der Straßenbahn für die Zukunft zu sichern. Dazu müssen die Bahnsteige auf das Einstiegsniveau erhöht werden, und die Oberfläche muss mit taktilen Leitsystemen versehen werden. Noch bis ins Jahr 2017 hatte die RNV den Fahrgästen die Eppelheimer Endhaltestelle als „barrierefrei“ angepriesen. Dabei argumentierte sie unrichtig mit (nicht vorhandenen) sog. „Podesten“ (erhöhte Bahnsteigabschnitte), wie sie gleichwohl am Bismarckplatz realisiert bleiben.
Was passiert am Rathaus und an der Jakobsgasse?
Die Eppelheimer Haltestellen Rathaus und Jakobsgasse sind für Vierzig-Meter-Bahnen zu kurz. Erweiterungsmöglichkeiten gibt es hier fast keine oder sind nur mit weiterem sehr hohen baulichen Aufwand zu leisten, wie die Planungen zum „Heckmann-Gelände“ zeigten. Der denkbare Platz vor der ev. Kirche (Gottlob-Hees-Platz) würde zum ersatzlosen Entfall der Haltestellen Rathaus und Jakobsgasse führen. Damit wäre Eppelheim nur noch mit zwei Straßenbahnhaltestellen, dafür aber mit 40-Meter-Bahnen versorgt.
In Anbetracht dieser Umstände und der anhaltend praktizierten Beliebigkeit bei RNV und Heidelberger Verkehrsmanagement steht die Investitionssumme einer längeren Endhaltestelle (2 Mio. Euro) in keinem plausiblen Verhältnis, zumal für eine reduzierte Bushaltefläche bei sodann zwei Buslinien nach mehr als zwei Jahren noch kein einziger, geschweige praxistauglicher Fahrplan für die Buslinie 713 (Plankstadt-Schwetzingen) vorgestellt worden ist, welcher die Attraktivität der Buslinie weiterhin sicherzustellen vermag.