Die Zeitungen berichteten jüngst über den ganzen Stolz der RNV: Die erste von 80 neuen Škoda-Straßenbahnen „Rhein-Neckar-Tram 2020“ fährt im Mannheimer Straßenbahnnetz. Weitere 17 sollen dieses Jahr folgen, die restlichen unterschiedlicher Längen in weiteren zwei Jahren (30, 40 und 60 Meter). Die Bahnen wurden 2018 bestellt und sollten dem Slogan nach („RNT 2020“) schon im Jahr 2020 im gesamten RNV-Straßen- und Stadtbahnnetz in Betrieb gehen. Mit drei Jahren Verspätung ist es also nun soweit.
Kein tauglicher Betriebshof in Heidelberg
Einem vorausgegangenen Bericht des Mannheimer Morgen vom 13. April 2023 zufolge muss sich das HSB-Netz, also auch Eppelheim jedoch weiter mit den ausgedienten alten Bahnen begnügen. Der Grund: Der gleichermaßen ausgediente HSB-Betriebshof in Heidelberg-Bergheim ist für die neuen Bahnen zu klein. Der Betriebshof-Neubau auf der Ochsenkopfwiese wurde 2018 zwar beschlossen, aber trotz erfolglosem Bürgerentscheid im Oktober 2019 vom gleichen Gemeinderat dennoch wieder mit dem albernen „Welde-Orakel“ gekippt. Die Stellungnahme der Stadt Heidelberg zu diesem Skandal ist und liest sich wie Satire: „Das Projekt befindet sich momentan in einem Frühstadium.“ Nochmal zusammengefasst: Die neuen Bahnen kommen soeben mit drei Jahren Verspätung, und die Stadt Heidelberg ist mit der Planung eines dafür geeigneten Betriebshofs „im Frühstadium“.
Die RNV hat mit Planfeststellungsbeschluss in 2019 als Vorhabenträgerin die längere Eppelheimer Endhaltestelle u.a. mit der RNT 2020 begründet. Eppelheim hat dafür rd. zwei Mio. Euro bezahlt. Bis ins Lieferjahr 2020 berechnete die RNV dem Rhein-Neckar-Kreis, Eppelheim und auch Leimen Jahr für Jahr sogenannte Avalprovisionen (siehe unten). Dies sind kalkulatorische Zinsen für die Bürgschaft der RNV-Anteilseigener Ludwigshafen, Mannheim und Heidelberg zum Kauf der Bahnen bei Škoda-Transportation aus Tschechien und Finnland. Jetzt, da die neuen Bahnen tatsächlich kommen, werden sie in Eppelheim auf lange unabsehbare Zeit gar nicht fahren können.
Wir fragen uns, wann wenigstens eine Fachaufsichtsbehörde unsere Gemeinde endlich von dieser ruinösen Komödie zu erlösen bereit sein wird.
