Das Gewerbegebiet Nord war Thema der jüngsten öffentlichen Gesprächsrunde der EL. Die künftige Entwicklungsstrategie für dieses Gebiet ist aktuell auch Thema von Klausursitzungen des Eppelheimer Gemeinderats, zu der die STEG in den zurückliegenden Monaten eine Bestandsaufnahme vollzogen hat.
Ursprung und Wachstum des Gewerbegebietes Nord
Das nördliche Gewerbegebiet in Eppelheim wurde in den 1950er und 1960er Jahren erschlossen und in den 1990er Jahren zu der Größe erweitert, wie es heute besteht. Die Güterverkehrsanbindung an das überörtliche Verkehrsnetz war bis Anfang dieses Jahrhunderts über die innerörtlichen Gemeindestraßen möglich. Eine bessere Verkehrsanbindung, so war zu erfahren, wurde den Betrieben bereits bei Erschließung des Gebiets vor rund 60 Jahren über eine verlängerte See- bzw. Wasserturmstraße zur Kreisstraße und einen nahegelegenen Autobahnanschluss in Aussicht gestellt. Zeitzeuge ist ein baulich nie genutzter Brückenauflieger am Heidelberger Kreuz (Baujahr 1970).
Wie sehen es die Gewerbebetriebe vor Ort?
Teil der Bestandsaufnahme für den Gemeinderat war auch eine Befragung der ansässigen Gewerbetriebe. So verwundert es nicht, dass neben dem teils trostlosen öffentlichen Erscheinungsbild (z.B. Autowracks, ungepflegte Grundstücke) wesentlich die Verkehrsanbindung unter den Nägeln brennt. Parkdruck aus den Wohngebieten verlagert sich zusehends ins Gewerbegebiet.
Die Zukunft: Gewerbegebiet bzw. ganz oder teilweise Mischgebiet
Der Gemeinderat ist anhand der Bestandsaufnahme nun aufgefordert, für das Gebiet weitreichende Entscheidungen zu treffen. Basis aller weiteren Überlegungen ist, über den Gebietscharakter zu entscheiden: Gewerbegebiet bzw. ganz oder teilweise als Mischgebiet. Bereits heute ist das Gebiet durch Wohnnutzung gekennzeichnet. Freie, einst für Betriebserweiterungen geplante Gewerbeflächen beharren ungenutzt. Als Mischgebiets-Hemmnis werden für bestehende Betriebe die niedrigeren Lärmemissionswerte gesehen. Möglicherweise sind die Bedenken nur pauschalisiert, denn dort, wo im bestehenden Gewerbegebiet lange Zeit Hotelübernachtungen angeboten worden sind, hat sich zwischenzeitlich ein Schlaflabor angesiedelt. Über Lärmbelästigungen aus dem Gewerbegebiet ist dort nichts bekannt.
Güterverkehrsanbindung ans Fernstraßennetz umständlich
Die Fernstraße BAB A5 ist in Hör- und Sichtweite, der Weg dorthin aber umständlich und Kilometer entfernt. Mit der ins Auge gefassten Bahntrasse zwischen Eppelheim und Plankstadt würde die Anbindung ans Fernverkehrsnetz schlimmstenfalls zusätzlich mit beschrankten Bahnübergängen behindert werden.
Flächennutzungsplan in Heidelberg als Verkehrslösung weiter illusorisch
Teile des Gemeinderates hegen die Hoffnung, dass die Stadt Heidelberg die landwirtschaftliche Fläche „Marienhof“ in Bälde (wie im ebenfalls Jahrzehnte alten Flächennutzungsplan vorgesehen) zum Industriegebiet erklärt, damit der See- und Wasserturmstraße die Verlängerung an die Kreisstraße widerfahren. Bei unserer Gesprächsrunde wurde diese Hoffnung überbewertet, denn gegen eine Nutzung der benachbarten „Wolfsgärten“ war in Heidelberg ein Bürgerbegehren auch wegen des landwirtschaftlichen Flächenverbrauchs erfolgreich. Warum sollte das hier anders sein?
Optionen für die Innenentwicklung
Weitere Verbesserungsvorschläge seitens der STEG erstrecken sich auf die ergänzende Flächennutzung zur Energiegewinnung (Photovoltaik, Solarthermie), die Gehwegeverbreiterung mit Bepflanzung und die Verbesserung des Stadtklimas durch Dachbegrünung und Entsiegelung ebenerdiger Flächen.
Das vorliegende Konzept formuliert auch unscharfe Wünsche an die künftige Gewerbestruktur: „Büros“, „Start-Ups“, „Digitalisierung“. Diese Liste entbehrt jedoch den Einklang mit bestehendem Gewerbe, wurde bei unserer Runde deutlich.
Planungsbüro prophezeiht „langen Atem“ für Attraktivitätsverbesserung
Schon frühzeitig macht die STEG insgesamt deutlich, dass es für die Wiederherstellung an zeitgemäßer gewerblicher Attraktivität eines „langen Atems“ bedürfe. So wird als Resümee weiterhin zu beobachten sein, dass in naher und ferner Nachbarschaft neue Gewerbegebiete entstehen, die viel eher denjenigen Anforderungen entsprechen, die bestehende Betriebe vor Ort oder bereits abgewanderte vermissen.