„Chaostage für Eppelheimer Pendler“ • EL fordert RNV-Ausschuss • RNV reagiert ein bisschen
Die Umstellung des Schienenersatzverkehrs zu Beginn der zweiten Bauphase an der Straßenbahnbrücke hätte chaotischer kaum starten können. Hunderte Fahrgäste erlebten am Montag und die Tage darauf einen völlig unterversorgten Schienenersatzverkehr. Sie standen am nasskalten Dezembermorgen vor hoffnungslos überfüllten, unterdimensionierten Bussen oder an der Haltestelle Kranichweg/Stotz, weil der Anschluss an die wieder inbetrieb genommene Straßenbahnlinie 22 verpasst worden war. Die RNV hatte den seit einem Jahr bestehenden 5‐Minuten-Takt zu Stoßzeiten sang- und klanglos gestrichen und jede zweite Busfahrt nur mit viel zu kleinem Bus der Standardlinie 713 organisiert.
Doch damit nicht genug. Eine Schichtdienst arbeitende Bürgerin aus Eppelheim wandte sich Hilfe suchend an die Eppelheimer Liste, weil der erste Bus der Linie 713 samstags erst um 5:39 Uhr abfährt. Zu spät, um pünktlich am Arbeitsplatz zu erscheinen.
Projektbeirat sang- und klanglos eingestellt
Die Eppelheimer Liste hatte eine leise Vorahnung. Der Projektbeirat zum Brückenbau und zur Endhaltestelle wurde „aus Kostengründen“ zu einem einfachen Informationstreffen degradiert. Eine professionelle Moderation, Vor- und Nachbereitung der Treffen findet nicht mehr statt. Bürgerbeteiligung ist nicht mal mehr auf dem Papier vorgesehen, und einige engagierte Eppelheimer Teilnehmer im jüngst beendeten Projektbeirat haben aus Enttäuschung dieses Gremium nun resigniert verlassen.
Eppelheim in schlechter Ausgangsposition
Der Brückenbau ist durch die Wiederinbetriebnahme der Straßenbahnlinie 22 von der Haltestelle Kranichweg/Stotz bis Bismarckplatz nun in der „Phase 2“. Laut Planfeststellungsbeschluss vom April 2016 des Regierungspräsidiums ist tatsächlich nur noch ein Schienenersatzverkehr durch die Schwetzinger Buslinie 713 vorgesehen. Im Mai 2016 hatte der Eppelheimer Gemeinderat die Möglichkeit zu intervenieren. Aus Sorge vor Ansehensverlust durch ein demokratisch legitimiertes Bürgerbegehren hatte die Eppelheimer Gemeinderatsmehrheit den Planfeststellungsbeschluss widerspruchslos durchgewunken. Das rächt sich jetzt, wie die jüngsten Zustände belegen.
Ausgleichszahlung und ein „RNV-Ausschuss“ im Gemeinderat
Die Eppelheimer Liste hat am Montagabend, 18. Dezember 2017, sofort reagiert und einen „RNV-Ausschuss“ im Gemeinderat gefordert. Wir fordern, dass die RNV künftig Verantwortung übernimmt und dem Eppelheimer Gemeinderat wieder Rede und Antwort steht. Die Versprechungen aus der Vergangenheit zum Erhalt einer funktionierenden öffentlichen Nahverkehrsstruktur müssen konsequent eingefordert werden.
Die RNV erhält für diese Leistung von der Stadt Eppelheim und dem Rhein-Neckar-Kreis jährlich eine nach Kilometern berechnete Ausgleichszahlung. Diese beträgt insgesamt rund eine halbe Million Euro pro Jahr!
Ganz Eppelheim spart, erhöht die Steuern und die RNV streicht einseitig die zu erbringende Gegenleistung
Die Hälfte der eingesetzten Busse von heute auf morgen zu klein, den Takt des Schienenersatzverkehrs in Stoßzeiten von 5 auf 10 Minuten reduziert, Abfahrtszeiten vom Fahrplan ersatzlos gestrichen – das wäre eigentlich ein typischer Fall für Fahrscheinkontrolleure. Der Eppelheimer Gemeinderat muss hier endlich die Hoheit über die Abläufe in der eigenen Stadt zurückgewinnen.
Maßnahmen der Eppelheimer Liste zeigen Wirkung. Die RNV reagiert.
Bernd Binsch, Fraktionssprecher der Eppelheimer Liste, hat im Gemeinderat Mitstreiter für einen RNV-Ausschuss organisiert, selbst bei der RNV interveniert und die untragbaren Zustände des Schienenersatzverkehrs reklamiert. Zahlreiche Fahrgäste der RNV kündigen in sozialen Netzwerken an, auf den Kauf von Zeit-Tickets künftig zu verzichten und resigniert wieder auf das Auto umzusteigen. Die RNV kündigt nun an:
- Es soll geprüft werden, ob und in wie weit die Buskapazität wieder erhöht werden kann. Eine Entscheidung sei Anfang Januar vorgesehen.
- Die Anschluss-Verbindungen an der Haltestelle Kranichweg/Stotz soll „weitgehend“ eingehalten werden.
- Der erste Bus soll an Samstagen bereits um 5:09 Uhr an der Haltestelle Kirchheimer Straße abfahren.
Wir freuen uns, dass damit zumindest der verzweifelten Eppelheimer Bürgerin geholfen werden konnte, und sie bereits am kommenden Samstag vor Heilig Abend ihre Arbeitsstelle pünktlich erreichen kann.
Wir hätten uns eine raschere Lösung mit weniger Vorbehalten gewünscht, was die Buskapazität für den Schienenersatzverkehr und die Pünktlichkeit betrifft. Immerhin hat der Busverkehr zwischen Eppelheim und dem Bismarckplatz ein ganzes Jahr lang reibungslos funktioniert. Es zeigt aber mehr als deutlich, dass mit der Arbeit in einem RNV-Ausschuss dringend begonnen werden muss und keinen Aufschub zulässt.
Ross und Reiter vertauscht. Keine unsinnigen Ablenkungsmanöver mehr!
Leider verstehen sich Gemeinderäte der Grünen viel lieber als Anwalt der RNV, als der Eppelheimer Bürger und Fahrgäste. Es ist sachlich falsch und in der Sache völlig wirkungslos, den Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN) für diese Zustände an den Pranger zu stellen.
Es ist und bleibt die Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV), die gegenüber Eppelheim in der Pflicht steht! Was die RNV an Fahrgast-Kapazitäten nicht bieten will, kann der VRN als Verbund aller Verkehrsunternehmen nicht in Fahrpläne einordnen.