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Bürgerinitiative Plankstadt und umliegende Gemeinden – kurz „bip“ – überzeugt durch fundiertes Expertenwissen. Ein Bericht über unsere Gesprächsrunde mit Vertretern der bip vom 30. November 2022.

Die seitens der DB Netze AG unbeirrt ins Auge gefasste Güterbahntrassen-Planung zwischen Eppelheim und Plankstadt sorgte bei unserem Informationsabend mit Vertretern der bip für großes Interesse bei zahlreich anwesenden Bürgerinnen und Bürgern sowie Vertretern der Presse. Alexandra Ulrich aus Plankstadt erzählte, wie sie Anfang dieses Jahres eher zufällig von der Trassenplanung erfuhr. Am Valentinstag 2022 gründete sie schließlich mit Caren Thönnessen-Knoglinger die bip „keine Bahntrasse“ und angrenzende Gemeinden. Andere Gemeinden, wie z.B. Eppelheim, Oftersheim und der Heidelberger Grenzhof unterstützen die bip, deren Ziel es ist, die Verlagerung des Gütertransports vom LKW auf die Schiene nicht zu behindern, dabei aber unbedingt auf eine menschen- und naturverträgliche Lösung zu drängen. Das geschlossene Dialogforum der DB-Netze hatte zuvor jedoch bereits die ersten Schlüsse vollzogen – ohne Beteiligung der hier lebenden Menschen.

Dr. Jörg Rauch und Alexandra Ulrich erklären die Ergebnisse von Prof. Dr. Eberhard Hohnecker anhand von Plänen.
Dr. Jörg Rauch und Alexandra Ulrich erklären die Ergebnisse von Prof. Dr. Eberhard Hohnecker anhand von Plänen.
Anwaltliche Unterstützung eingeholt und fachlichen Sachverstand beauftragt

Die bip holte sich unmittelbar nach ihrer Gründung nicht nur anwaltliche Unterstützung ins Boot, sondern sie setzte auch auf fachlichen Sachverstand. Herr Prof. Dr.-Ing. Eberhard Hohnecker, der als Dozent am KIT im Institut für Straßen- und Eisenbahnwesen 80% der Neubaustrecke Stuttgart-Ulm auf den Weg gebracht hat, schloss mit der bip einen Beratervertrag ab.

Die Erkenntnisse von Prof. Hohnecker schaffen Überblick vom BVWP 2030 bis zur DB-Netze-Planung
Mit Ausbau- anstelle Neubaustrecken zur gewünschnten Kapazität

Dr. Jörg Rauch aus Plankstadt übernahm an unserem Informationsabend die Aufgabe, die wichtigsten Erkenntnisse von Prof. Hohnecker anhand von Karten zu erläutern. Zunächst waren die bestehenden Schienenkorridore für Güter von Basel bis Frankfurt zu sehen. Gezeigt wurden die gegenwärtigen Güterzugzahlen und die Veränderungen, wie sie aus dem beschlossenen Bundesverkehrswegeplan BVWP 2030 erwartet werden. Der Plan für 2040 ist bereits in Arbeit und führte jüngst gar zum Planungsstopp um Darmstadt. Völlig abwegig sei, dass die DB-Netze neue zusätzliche Anbindungen an die Güterbahnhöfe in Karlsruhe und Mannheim planen, obwohl diese aus dem BVWP zu keiner Zeit auch nur ansatzweise abzuleiten gewesen seien. Diese verkehrspolitisch nie beabsichtigte und niemals beschlossene Annahme habe dazu geführt, dass aus einem sehr großen Suchraum zwischen Basel und Frankfurt drei kleine Suchräume erdacht worden seien. Diese seien auftragswidrig an den Städten Karlsruhe und Mannheim auf je einen Punkt eingeschnürt worden, so dass diese nur noch Berührungspunkte der Suchräume darstellen würden. Anhand der Karten der Bestandsstrecken werde jetzt erst deutlich, dass links- wie rechtsrheinisch bereits lange bestehende Trassen trotz Bündelungsgebot gar nicht einbezogen worden seien, also so getan wurde, als gebe es sie nicht.

Die Neubaustrecken in die Knoten Mannheim und Karlsruhe sind überflüssig
Schienengüterströme auf den TEN-Korridoren (Transeuropäische Netze) durch wenige Neubaustrecken

Erschwerend käme hinzu, dass in Karlsruhe 90% und in Mannheim 60% der Güterzüge planmäßig ohne Halt vorbeifahren würden (Transit). Der so gut wie beschlossene Güterzugtunnel unter Mannheim würde also gebaut werden, damit drei von fünf Zügen unter Mannheim ohne Stopp unten durch statt wie bisher links- oder rechtsrheinisch vorbeifahren könnten. Würde der nutzlose Tunnel unter Mannheim gebaut, führe die Trasse fast zwangsläufig zwischen Plankstadt und Eppelheim ans Tageslicht. Dr. Rauch verwies links des Rheins auf Abschnitte zwischen Mannheim und Karlsruhe, die mit kurzen Neubau-Spangen eine erhebliche Kapazitätsausweitung für Güterzugverkehre bewirken würden. Es wäre somit an den Parlamenten in Berlin, Stuttgart und den Verkehrsministerien, die DB-Netze an ihren Planungsauftrag aus dem BVWP wieder korrigierend auszurichten.

Dr. Erich Zahn aus Eppelheim stimmte der These zu, wonach sowohl bei den Neu- und Ausbaustrecken von Basel bis Frankfurt und dem Liniensegment zwischen unseren Gemeinden erste handwerkliche Planungsfehler und ungenutzte Potenziale vorlägen.

Die Eppelheimer Liste bedankt sich für die aufgebrachte Zeit und die erarbeiteten Erkenntnisse, die uns Frau Ulrich, Dr. Rauch und Dr. Zahn sachlich wie überzeugend vorgetragen haben. Bürgerinnen und Bürger, die die Arbeit der bip unterstützen mögen, finden auf der Internet-Seite keine-bahntrasse.de Ansprechpartner und Möglichkeiten zur aktiven Unterstützung.


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v.l.: Jürgen Sauer (EL-Stadtrat), Dr. Jörg Rauch (bip), Alexandra Ulrich (bip), Dr. Erich Zahn (Eppelheim), Bernd Binsch (EL-Fraktionssprecher)
Nach dem interessanten Vortrag ließen sich Zuhörer sowie die anwesenden Medienvertreter die Karten mit ihrer Bedeutung für die Neu-/Ausbaustrecke zwischen Mannheim und Karlsruhe näher erläutern.