Blauäugige Turmgespräche: „Schienenbonus? Nie gehört.“ – „Eben! Das sollst Du auch nicht.“

Stellungnahme zum Lärmaktionsplan

Eppelheim ist außergewöhnlich stark durch Lärm geplagt. Was viele Bürger seit langer Zeit wissen, wurde nun auch durch Berechnungen nach dem Lärm­aktions­plan des Planungsbüros WSW & Partner belegt. Die zugrunde gelegten Emis­sio­nen von „Um­gebungs­lärm“ basieren auf einer zwischen­zeitlichen teils grund­legend überholten Verkehrs­wege­struktur in Eppelheim. Das Gleiche gilt für die Lärm­kar­tie­rung. Beides bildet den Stand aus dem Jahr 2012 ab. Als bislang stärkste störende Quelle von groß­flächi­gem Lärm wurde die Auto­bahn identi­fiziert. Der Abschnitt zwischen im Bau befind­licher Straßen­bahn­brücke und dem Kreisel mit der neuen Weiche und den insgesamt fünf Ampeln am Kreisel ist hier noch gar nicht berück­sichtigt. Schon die Umwelt­verträglich­keits­prüfung zur Brücke und dem Kreisel ergab in 2016 erstmals, dass für ein Haus in der Haupt­straße unaus­weich­lich Anspruch auf Lärm­sanie­rung besteht. Und diese Berech­nung geschah noch zu einer Zeit, als der Straßen­bahn ein Schienen­bonus von 5 db(A) gewährt worden war. In Wirklich­keit ist der Lärm also sogar um diesen „Bonus“ höher. Die Lärm­emis­sion, für die diese Sanierung erforderlich wird, entsteht nach den Unter­lagen zum Plan­fest­stellungs­ver­fahren zweifels­frei durch das zweite Gleis und die vom Pfaffen­grund nach Eppelheim verlegten Weiche. Eine von jeder Rück­sicht­nahme befreite Gemeinde­rats­mehr­heit aus GRÜNEN, SPD, CDU und FDP hat im Dezember 2015 diesen Lärm aus Heidelberg billigend nach Eppelheim beschlos­sen und mit­be­stellt.

Der aktuelle Lärm­aktion­splan, der jetzt nur aus Termin­druck zum Jahres­ende unter Straf­andro­hung beschlossen werden muss, basiert auf Daten, die sechs Jahre alt sind. Die baulich verän­derte Haupt- und Schwetzinger Straße als einzige berechnete Haupt­verkehrs­straße in Eppelheim im Lärm­aktions­plan ist zu wenig, um als Grundlage für eine vernünftige Stadt­planung zu dienen. Die Rudolf-Wild-Straße mit der Scheffel­straße, die Mozart­straße und die Peter-Böhm-Straße müssen in eine Lärm­kar­tie­rung einfließen. Und das nicht erst wieder in fünf Jahren, wenn der aktuelle Lärm­aktions­plan unter erneuter EU-Straf­an­dro­hung zu über­arbeiten ist.

Ziemlich ernüchternd fanden wir, dass als Ergebnis des aktuellen Lärm­aktions­planes lediglich ein Förder­pro­gramm für Schall­schutz­fenster vor­ge­schla­gen wurde, dessen Kosten von der Stadt Eppelheim zu tragen wären. Eindeutig widerlegt wurden Überle­gungen, in der Haupt­straße Tempo 20 einzuführen, da eine Ge­schwin­dig­keits­re­du­zie­rung auf weniger als Tempo 30 für die lärm­geplag­ten Anwoh­ner keine Redu­zierung des Verkehrs­lärmes bringt. Als völlig absurd muss man For­de­rungen nach Flüs­ter­as­phalt in der Haupt­straße be­zeich­nen, denn gerade am neuen Kreis­verkehr wurde ein extrem rauer Fahr­bahn­belag mit sehr hohen Rei­fen­roll­ge­räu­schen erst vor Kurzem einge­baut. Auch ist die neue Ver­kehrs­situa­tion mit der Verkehrs­führung über die Schott­brücke nicht im Gering­sten berück­sichtigt. Wie man jetzt bemerkt hat, musste zwar eine Millionen­teure und über­dimensio­nierte neue Auto­bahn­brücke gebaut werden, der Haupt­verkehrs­strom aus und nach Heidelberg wird jedoch auch nach der Brücken­öffnung weiter­hin über die alte und schmale Schott­brücke geleitet werden. Man erkennt dies an der bereits einge­rich­teten neuen Ver­kehrs­füh­rung auf Heidel­berger Seite.

Dass es in der Schwetzinger Straße nach dem Ver­kehrs­aktions­plan nicht laut genug sei, um Tempo 30 ein­zu­führen, können wir nicht nach­voll­zie­hen. Bei der Fort­schrei­bung fordern wir, dass mit aktu­ellen Zahlen und den tat­säch­li­chen ver­kehr­li­chen Ge­ge­ben­hei­ten vor­gegangen wird.